Auf der Jagd nach dem 1000.Tor: Im Remstal-Derby will Wolfgang Bächle TSB-Geschichte schreiben

Nach der ersten Niederlage will der TSB Gmünd am Samstag (19:30 Uhr / Große Sporthalle) zurückschlagen und gleich doppelt feiern. Gegen den starken Aufsteiger SG Weinstadt kann TSB-Rechtsaußen Wolfgang Bächle den Torrekord seines Trainers brechen.

Dem Gmünder Urgestein wäre es allerdings viel lieber gewesen, wenn er schon am vergangenen Wochenende für die große Schlagzeile gesorgt hätte. Auswärts beim TV Plochingen zählte Wolfgang Bächle mit vier Toren noch zu den treffsichersten seines Teams, doch ein Pfostentreffer und eine Torwartparade vereitelten nicht bloß den historischen Moment. Mit der überraschenden 30:33-Niederlage erlebten die „Jets“ vielmehr einen harten Aufprall, nachdem sie zuvor so glanzvoll mit einem 37:24 über den TSV Heiningen in die neue Saison gestartet waren. „Wir dürfen nicht abheben und müssen einen kühlen Kopf bewahren“, hatte Bächle schon zuvor gewarnt.
 

„Als wenn es um Alles oder Nichts geht“

Doch der Auftritt in Plochingen hinterließ einige Fragen. „Es ist nicht das Problem, dass wir einmal ein Spiel verlieren“, sagte Aaron Fröhlich nach seiner erst fünften Niederlage als TSB-Trainer: „Das Problem war, dass wir nicht konzentriert und fokussiert in das Spiel hineingegangen sind. Das konnten wir auch nicht korrigieren.“ Umso akribischer wurde in der neuen Trainingswoche gearbeitet, auch der Ton wurde durchaus rauer. Der überraschende Rückschlag wurmt Coach und Mannschaft gleichermaßen. Weshalb Fröhlich deutlich appelliert: „Wir müssen jedes Spiel als eine Chance sehen, um uns zu verbessern. Als einen Wettkampf, in dem es um Alles oder Nichts geht.“
Für Überheblichkeit ist in dieser ausgeglichenen Regionalliga kein Platz. Dass es keine leichten Gegner gibt, zeigt alleine ein Blick auf die ersten Ergebnisse: Mit der SG Heddesheim und der SG Weinstadt sind es zwei Neulinge, die sich mit zwei Auftaktsiegen gleich einmal ganz vorne einsortiert haben. Mit einem 33:20 beim TSV Blaustein und dem 33:31 in eigener Halle gegen den Mitaufsteiger TV Neuhausen/Erms ließen besonders die Weinstädter aufhorchen. Der Remstal-Rivale war innerhalb von nur zwei Jahren glatt aus der Verbands- in die Regionalliga durchmarschiert, spielt damit so hoch wie noch zuvor.
 

Kein normaler Aufsteiger

„Für den Verein ist das sicherlich Neuland“, relativiert Fröhlich, „nicht aber für die einzelnen Spieler.“ Allen voran ist Rückraumspieler Ruben Sigle zu nennen, der nach einem Jahrzehnt in der 3. Liga beim HC Oppenweiler/Backnang zu seinem Heimatverein zurückgekehrt war. Für den Gmünder Trainer steht deshalb fest, dass kein normaler Aufsteiger, sondern ein gestandener Gegner anreist: „Weinstadt hat jetzt keine überraschende Raketenentwicklung hingelegt, sondern sich in den letzten Jahren entsprechend gut verstärkt. In der Summe sind sie vermutlich ein paar Jahre älter als wir und können auch mehr Dritt- oder Viertligapartien vorweisen.“
Dass sich die Weinstädter „Waschbären“ mit großer Euphorie auf den kurzen Weg machen werden, macht es für den TSB bestimmt nicht einfacher. „Doch in einem Derby vor vielen Zuschauern und unter großem Druck haben wir uns auch besser geschlagen“, erinnert Fröhlich an die Heim-Gala vor zwei Wochen zurück. Das kann aber eben nur gelingen, wenn die Gmünder ihre beste Leistung abrufen. Das gelang zwar gegen Heiningen, nicht aber in Plochingen. „Fast niemand in dieser Liga hat die Qualität, seine Spiele locker zu gewinnen – wir auch nicht“, warnt Fröhlich.
 

Bächle auf dem Weg zur Legende

Weshalb auch Wolfgang Bächle auf die Chance brennt, den Patzer aus der vergangenen Woche gleich wieder zu korrigieren. Die persönliche Ausbeute ist dem Rechtsaußen, der nun 999 Viertliga-Tore in seiner Statistik stehen hat, dabei gar nicht einmal so wichtig. „Mir ist einfach nur wichtig, dass wir von Spiel zu Spiel schauen und wieder in die Erfolgsspur zurückkehren“, betont der 31-Jährige. Natürlich aber wäre es ein „schöner Nebengeschmack“, wenn er am Samstag in seinem 245. Einsatz den eigenen Trainer überholen würde. Bis zu seinem Karriereende im Jahr 2022 hatte es Aaron Fröhlich auf genau 1000 Treffer für den TSB gebracht. „Ich freue mich schon darauf, wenn Aaron mir darauf einen ausgibt“, grinst Bächle.
Der Trainer selbst ist alles andere als böse, dass sein Rekord bald fallen dürfte. Fröhlich ist sogar guter Dinge, dass seine talentierten Nachfolger „alle mehr noch mehr leisten können“ als er es in der Vergangenheit getan habe. Die Bedeutung seines langjährigen Mitspielers Bächle, der nun schon in seine 13. Saison mit den Jets geht, könne ohnehin nicht größer sein: „Was Wolle in diesem Verein darstellt, lässt sich nicht nur an den Toren messen. In all den Jahren zählte er ligaweit immer zu den Besten auf seiner Position. Da sprechen wir jetzt schon von einer der größten Persönlichkeiten, die es beim TSB Gmünd überhaupt gab.“
 

Heimspiel als Bühne für Rekord und Revanche

Selbst bleibt Bächle, der sich mit Tom Abt das Kapitänsamt teilt, total bescheiden. Der Ur-TSBler lobt vielmehr das „riesige Potenzial“ der jungen Mannschaft und schließt dabei auch seinen neuen Positionskollegen, den zwölf Jahre jüngeren Florian Abele, mit ein: „Mit ihm haben wir noch einmal richtig Qualität dazubekommen, vor allem menschlich hat er sich super integriert.“ Auf und neben dem Spielfeld bleibt Bächle der Leitwolf. Als Zweitältester im Team will er die Euphorie der vergangenen Monate weitertragen: „Wir sind auf einem richtig guten Weg, eine Spitzenmannschaft zu werden. Vielleicht sind wir es mittlerweile auch schon, doch unser Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft. Wir genießen Rückendeckung vom Verein und den Fans.“
Auf diesen Rückhalt verlassen sich die Jets gegen Weinstadt besonders. Denn bis November wird es das vorerst letzte Heimspiel bleiben, es folgen zunächst vier Auswärtsspiele. „Doch wir dürfen nur von Spiel zu Spiel denken und nicht drei Wochen voraus“, betont Fröhlich abermals. Verzichten muss der Trainer einzig auf Simon Neumaier, der mit der Bundesliga-A-Jugend von JANO Filder am gleichen Tag das erste Saisonspiel in Wetzlar bestreitet. Sorgen bereitete Tom Abt, der in Plochingen kurz vor Schluss umknickte und im Training pausieren musste. Doch im Derby rechnen die Gmünder fest mit dem Einsatz ihres Spielmachers, um dann wieder ihr wahres Gesicht zu zeigen. Denn nur mit einem Sieg würde sich auch Bächles Rekord gebührend feiern lassen.
 
TSB: Immer, Klemm, D. Mühleisen – Abt (?), J.Leichs, Y. Leichs, Maier, Schäffner, Scholz, Watzl, Abele, Bächle, Burtsche, S. Mühleisen, Waibel, Waldenmaier
(Text: Nicolas Schoch - Bilder: Frank Bieg, Enrico Immer)